The Wooden Sky live – Indie-Folk-Pop aus Kanada im Häkken auf St. Pauli (8.6.2017)

The Wooden Sky live im Häkken St. Pauli (Foto: Elisa Reznicek, lebelieberlauter.de)

Als Band hat man wenig falsch und ziemlich viel richtig gemacht, wenn Folgendes bei einem Live-Konzert passiert:

  1. Die Hipster-Jutebeutel-Fraktion Anfang, Mitte 20 lässt endlich ab vom ständigen Gequatsche und hört zu. #isjetztmaruheimkarton
  2. Das etwas ältere Semester, das sich beherzt am Bier an der Bar oder wahlweise dem Hocker an derselbigen festhält, fängt plötzlich mit „Sitz-Tanzen“ an #whatevermakesyouhappy
  3. Eine Frau in der ersten Reihe lässt sich auch von ihrem riesigen Gipsarm nicht davon abhalten die Band, das Konzert und das Leben über die gesamte Dauer des Gigs zu feiern. #respekt

The Wooden Sky aus Toronto gelingt am 8.6.2017 im Häkken auf St. Pauli sogar das Triple. Hut ab! 

Zunächst legt der Support Leon Francis Farrow für The Wooden Sky ordentlich vor. Die Musiker klingen, als würden sie aus den USA stammen – kommt aber zu Teilen sogar aus Hannover, wie man ehrlicherweise auf der Bühne zugibt (aber zum Glück nicht hört). Die Band aus Niedersachsen und Berlin spielt Indierock mit leichtem Americana-Twang, erfrischenden Beats und Melodien. Und das ziemlich gut!

The Wooden Sky live in Hamburg: „Swimming In Strange Waters“ 

Auf diese Stimmung bauen The Wooden Sky auf, die in Hamburg ihr neues Album Swimming In Strange Waters präsentieren, aber auch jede Menge alte Songs im Gepäck haben. Seltsam sind die musikalischen Gewässer allerdings nicht, durch die Gavin Gardiner (Gitarre, Gesang), Simon Walker (Bass, Gesang) und Chris Cocca (Schlagzeug) schwimmen – höchstens auf liebenswerte Art und Weise leicht verstrahlt. Das Ganze erinnert ein wenig an Fenster, ist aber getreu dem Motto „same same but different“ eine eigene kleine schräge Kiste, die mit viel Liebe zum Detail handgezimmert wird.

Querverweise zu The Broken Social Scene und Fenster

Mit einem Fuß im Heute, mit dem anderen tief in den 60er Jahren verwurzelt, lassen sich die Songs wohl am ehesten als atmosphärisch dichter, immer wieder ins Psychedelische abtrifftender Indie-Folk-Pop beschreiben. Manchmal gibt’s auch Querverweise zu den alten Sachen der kanadischen Musikerkollegen The Broken Social Scene zu entdecken, was ja auch nicht die schlechteste Referenz ist, sollte diese denn beabsichtigt sein. Zum Beispiel in diesem Song hier …

John Lennon lebt … oder so ähnlich

Dass zwei der drei Jungs nicht nur retro klingen, sondern auch so aussehen (meine Begleitung versteigt sich mit Blick auf Gavin Gardiner sogar zur Aussage: „Oh mein Gott. John Lennon lebt!), unterstützt die Gesamtwirkung. Der Satzgesang trägt die eingängigen Melodien, die sich an die mit viel Liebe zum Pedal aufgerüschte Gitarre schmiegen. Der Sound ist so tragfähig wie einnehmend. Er überzeugt mich auf ganzer Linie. Offenbar ist hier eine passionierte Live-Band am Start, die weiß, was sie tut (und es gern macht).

Video von The Wooden Sky im Häkken auf St. Pauli

Als Zugaben gibt’s erst ein Duett (das ich auch gefilmt habe) und dann noch eine kleine, zarte Akustik-Nummer, die nur zu zweit mitten im Zuschauerraum vorgetragen wird. Man höre, staune und freue sich. Ich hatte jedenfalls einen tollen Abend im Häkken am Spielbudenplatz und werde The Wooden Sky sicher noch oft anhören! 🙂


Text und Bild: Elisa Reznicek, lebelieberlauter.de
Video 1: eingestellt von Leon Francis Farrow (YouTube)
Videos 2: eingestellt von Nevado Music (YouTube)
Video 3: eingestellt von SilviofromMallorca (YouTube)
Video 4: eingestellt von Elisa Reznicek, lebelieberlauter.de (facebook)

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