Kiefer Sutherland live im Debaser Stockholm – Konzertkritik „Not enough Whiskey Tour“, 4.6.17

Promobild Kiefer SutherlandKiefer Sutherland hat’s auch nicht leicht. Da rettet er als Jack Bauer in „24“ regelmäßig die Welt und trotzdem wollen die Leute immer nur eines von ihm – seine Signature Line: „Ok, damit das auch endlich abgehakt ist: ‚Damn it, Chloe!'“ Dann lacht er und fragt in die aufgeheizte Runde: „Ist jetzt endlich Ruhe da hinten?“ Schließlich ist er nicht ins Debaser Stockholm gekommen, um seine wohl bekannteste Serien-Rolle zu mimen.

Auf der Bühne des kleinen Clubs will er ganz er selbst sein, wie er erzählt. Kein Hollywoodstar, kein Schauspieler, einfach „nur“ Musiker mit grundsoliden Songs. Ein bisschen Country hier, ein bisschen Rock da. Und dazwischen viele sehr persönliche Geschichten, die Kiefer Sutherland in seinem bewegten Leben zusammengetragen hat.

Kiefer Sutherland auf „Not enough Whiskey“-Europatour 

„Als ich die Titel für mein Album ‚Down in a hole‘ fertig hatte, war ich geradezu geschockt, wie viele vom Trinken handeln“, erklärt er an einer Stelle, um augenzwinkernd eine Reihe von „hochprozentigen“ Liedern zu spielen. Doch wer denkt, dass es in Nummern wie „Not enough Whiskey“ oder dem Merle Haggard-Cover „The Bottle Let Me Down“ nur ums Saufen geht, sollte noch einmal genauer hinhören. Vielmehr wird darin von gebrochenen Menschen erzählt, die ihren Kummer in Alkohol ertränken, bis sie eines nachts an irgendeiner Bar zu sich kommen und denken „Was zur Hölle mache ich eigentlich hier?!“ Auch Kiefer Sutherland kennt das, wie er ohne zu zögern im Debaser Stockholm zugibt. „Hätte mir mal jemand in meinen 30ern gesagt, dass das keine Lösung ist, wäre mir viel erspart geblieben.“ Sein Song „Going Home“ fasst das ganze Dilemma in Musik.

Bild: Kiefer Sutherland live im Debaser Stockholm, 4.6.17

Konzert von Kiefer Sutherland im Debaser Stockholm

Doch natürlich gibt es auch die Tage, an denen anstatt zur Flasche zur Gitarre gegriffen wird. Dann wird gerockt, als gäbe es kein Morgen. Tom Pettys beherzt rausgeknalltes „Honey Bee“ ist so ein Song, der einen aus einem Loch holen kann, sollte tatsächlich mal kein Whiskey mehr da sein, um den Aufstieg zurück ins Licht zu meistern. Live klingt er fast besser als das Original – kraftvoll, kantig und voller Drive und Sexappeal. Doch gerade auch Sutherlands eigenes Material, allen voran das kernige „Can’t Stay Away“ mit eingängigem Satzgesang und die wunderbare Country-Ballade „I’ll Do Anything“ haben das Potenzial als Stimmungsaufheller durchzugehen, obwohl sie eben nicht nur von sonnigen Zeiten handeln. Da hört man doch gern, dass schon ein zweites Album in Arbeit ist.

„Country Troubadour“ Kiefer Sutherland in Aktion

Die tiefe, raue Stimme, die Kiefer Sutherland beim Sprechen auszeichnet, trägt auch seinen im besten Wortsinn ungeschliffenen Gesang, der perfekt zu seinen persönlichen Mini-Dramen passt. Dazu spielt er die Rhythmus-Gitarre, die vielleicht nicht unbedingt schlachtentscheidend ist (es sind noch zwei weitere Gitarristen zur Stelle), ihm aber bestens steht. Zumal der „Country Troubadour“ (The Guardian) seine Nummern tatsächlich selbst schnitzt, wie es heißt, anstatt sie sich von einer Heerschar anonymer Songwriter auf den Leib schneidern zu lassen.

Insofern gibt es nur einen Wermutstropfen beim Auftritt in der schwedischen Hauptstadt: Nach 75 Minuten ist Schicht im Schacht. Bob Dylans „Knocking On Heavens Door“ beendet das reguläre Set im Debaser, das überraschenderweise nicht einmal um eine einzige Zugabe verlängert wird. Sei’s drum. Besser kurz und gut als lang und schlecht.

[embedyt] http://www.youtube.com/watch?v=iFdvRIKijzA[/embedyt]

Kiefer Sutherland und Band setzen ihre Europatour in Deutschland fort:

06.06.2017 Di. HAMBURG – Mojo Club
07.06.2017 Mi. BERLIN – Heimathafen Neukölln
08.06.2017 Do. MÜNCHEN – Technikum
12.06.2017 Mo. KÖLN – Gloria
13.06.2017 Di. FRANKFURT – Gibson

Die Zeiten bitte direkt bei den einzelnen Venues nachschauen. Sie können sich kurzfristig ändern.


Aufmacherfoto: Beth Elliot/PR über Wizard Promotions, Pressebereich
Konzertfoto & Artikel: Elisa Reznicek, lebelieberlauter.de