Wanda live in Heidelberg – halle02, 27.11.15 – „Wenn jemand fragt, wofür du stehst, sag für Amore“

Songs, so bunt wie das Leben! Wanda - halle02 Heidelberg, 27.11.15 (Foto: Elisa Reznicek)

Songs, so bunt wie das Leben! Wanda – halle02 Heidelberg, 27.11.15 (Foto: Elisa Reznicek)

Hat Österreich eigentlich schon einen Beitrag zum Eurovision Song Contest 2016 in Stockholm? Wanda könnten diesen Job perfekt übernehmen – gerade weil die Wiener das glatte Gegenteil der artifiziellen Welt sind, die beim Grand Prix seit Jahrzehnten mit viel Glitzer und wenig Tiefgang zelebriert wird. Trotzdem (oder gerade deshalb) spricht der Fünfer die unterschiedlichsten Publikumsschichten an. Mehr noch: Jeder, der Wanda einmal live gesehen hat, ist sofort schockverliebt wie ein Teenager! Kein anderer Musikexport aus dem Alpenland versprüht (und verdient) gerade so viel Amore wie diese Band. Auch das seit Wochen ausverkaufte Konzert in der halle02 in Heidelberg bildet hiervon keine Ausnahme. 

Vor gut einem Jahr waren die fünf Burschen plötzlich da, veröffentlichten das phänomenale Debüt „Amore“ und den Nachfolger „Bussi“ und touren sich seitdem den Wolf. In Deutschland konnte man sie bisher anderem als Support von Kraftklub und den Beatsteaks erleben, aber auch bei kleinen bis mittelgroßen Clubgigs (alle ausverkauft). Zum gefühlt ersten Mal seit Erfindung der Musikkritik sind sich Fans und Feuilleton einig: Man muss diese wunderbar oldschoolige Band einfach lieben – schon allein, weil sie hemmungslos mit dem guten alten Klischee von „Sex, Drugs & Rock ’n’ Roll“ spielt, in Schweiß, Tränen und Wiener Schmäh badet und Konzerte in Ekstase zelebriert.

Ein berauschter und berauschender Wanda-Gig in Heidelberg

Es sind 90 Minuten wie ein einziger Rausch – rauchen, trinken, nackte Oberkörper und ein Stagedive zur Schnapsbar inklusive. Neil Youngs „It’s better to burn out than to fade away“ lässt grüßen, und das ganz ohne die tragische Note, die die Verwendung dieser Zeile durch Kurt Cobains Abschiedsbrief erhielt. Es geht darum im Hier und Jetzt zu leben, zu lieben und zu feiern. Und das kann man mit Wanda ganz hervorragend! „Heidelberg, das wird bös’ enden mit uns“, warnt Sänger Marco Michael Wanda augenzwinkernd bereits zu Beginn. Ein Glück, möchte man erwidern, denn die ausgelassene Stimmung, in der sich das tanzende und lauthals mitsingende Publikum von der ersten bis zur letzten Sekunde befindet, ist genauso ansteckend wie die Energie der Band.

Ein weiterer Pluspunkt: Die Musiker rocken in Heidelberg nicht einfach nur die größten Hits wie „Luzia“ und „Bologna“ runter, sondern lassen auch einige sehr interessante Neu-Interpretationen, Soli und Erweiterungen hören. „Schickt mir die Post“ wird beispielsweise anfangs stark verzögert, gedehnt und fast schon ins Jazzig-Soulige übergesiedelt, bis es nach der ersten Strophe endlich wie gewohnt losbricht und noch mehr als ohnehin schon abgefeiert wird.

Hallo Falco, hallo Beatles!

Für eine Band, die das (Selbst-)Referentielle in ihren Songs gar nicht erst versucht zu verschleiern, ist das mehr als eine Spielerei. Es ist genauso ein Statement wie die Tatsache, dass als eine der Zugaben „A Hard Day’s Night“ von den Beatles rausgehauen wird. Klar bedienen sich die Wiener aus einem prall gefüllten Plattenschrank, in dem neben eigenen Alben unter anderem auch Austro-Pop von Falco bis Wolfgang Ambros steht. Aber muss man das musikalische Rand wirklich ständig neu erfinden, damit es rund läuft? Die Antwort zur Frage ist gleichzeitig das Fazit zum Konzert (und wird von den Fans auch zwischendurch immer wieder freudestrahlend skandiert). „1, 2, 3, 4 – es ist so schön bei dir!“ Dafür gibt’s auch ein Bussi, Baby. Oder zwei, oder drei …

Bildergalerie: Wanda live in Heidelberg, halle02 am 27.11.2015

Viel Spaß mit meinen Bildern vom Wanda-Konzert in Heidelberg!

Das Kleingedruckte wie immer: Alle Fotos sind von mir; keine Verwendung ohne meine ausdrückliche Zustimmung. Es gelten deutsche Urheberrechte!


Ein Hit ist ein Hit ist ein Hit. In diesem Fall „Bologna“ von Wanda! Bitteschön:

[embedyt]https://www.youtube.com/watch?v=xREl_68O-mw&width=400&height=250[/embedyt]


Text & Fotos: Elisa Reznicek, lebelieberlauter.de 2015; ein Auszug dieses Beitrags erscheint am 30.11.2015 in den Badischen Neuesten Nachrichten, Karlsruhe