„Let there be Rock“ – Tocotronic @ Zeltival Karlsruhe, 1.8.2015 – Fotogalerie & Kritik

Tocotronic beim Zeltival Karlsruhe, 1.8.15 (Foto: Elisa Reznicek)

Tocotronic beim Zeltival Karlsruhe, 1.8.15 (Foto: Elisa Reznicek)

Ich gebe zu: Tocotronic fand ich bis dato immer maßlos überschätzt. Die bedeutungsschweren Texte, die intellektuelle Manieriertheit, der Pathos in der Musik. Das Ganze wurde durch den ersten Höreindruck des aktuellen Albums („Das rote Album“) nicht eben besser. Umso größer war das Aha-Erlebnis beim Zeltival!

Obwohl das Quartett zu Prokofjews „Tanz der Ritter“ auf die Bühne stiefelt (ähem?!) und optisch irgendwo zwischen berufsjugendlichem Hipster- und New-Bohemian-Style angesiedelt ist (was das Schlimmste befürchten lässt), bleibt das Verschwurbelte fein säuberlich im Köfferchen verstaut. Stattdessen wird inmitten einer abgefahrenen Light-Show knapp zwei Stunden lang gerockt. Huch. Dass die „Lieblingsband des Feuilleton“ tatsächlich auch dreckigen Indierock kann, war mir bis dato nicht bewusst. Schöne Sache!

Tocotronic live oder „Let there be Rock“

Was ein wenig an Kante erinnert (übrigens endlich zurück mit „In der Zuckerfabrik“, einem Album voller Theatermusik), entwickelt auf der Bühne einen ordentlichen Drive. Vor allem alte Titel wie der atemberaubende Klangorkan „Explosion“, „This Boy Is Tocotronic“ und „Hi Freaks“ sind deutlich weniger geleckt intoniert als die Studio-Versionen, was den Songs sehr gut zu Gesicht steht. Da kann man doch guten Gewissens mit in die Hymne „Ich will für dich nüchtern bleiben“ einstimmen und verschiebt die „Kapitulation“ einfach in den Zugabenblock. „Samstag ist Selbstmord!“ ist bei diesem Konzert jedenfalls definitiv nicht zutreffend!

Fotogalerie: Tocotronic beim Zeltival, Karlsruhe, 1.8.2015

Hier kommen einige Fotos vom Auftritt der Tocos in Karlsruhe. Wie gesagt: Die Band hatte echt abgefahrenes Licht dabei, was das Fotografieren nicht eben leichter, aber umso spannender gemacht hat.

Hier kommt nicht der namensgebende Titel zum Artikel, sondern ein Live-Mitschnitt von Tocotronic aus Wien: 

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Meine ausführliche Kritik erschien am 3.8.2015 in den Badischen Neuesten Nachrichten, Karlsruhe (zum Vergrößern anklicken).

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Die aktuelle CD von Tocotronic, „Das Rote Album“, kann man übrigens bei Amazon kaufen oder im kleinen Plattenladen um die Ecke. Jeder, wie er mag!


Text, BNN-Kritik & Fotos: Elisa Reznicek, lebelieberlauter.de 2015