„We gon‘ light it up like its dynamite“ – Heather Peace im Jubez Karlsruhe, 30.7.2015

Heather Peace 01 Jubez Karlsruhe 30.07.15 by Elisa Reznicek_BlogIst es gut, dass am Ende ausgerechnet ein Cover-Song hängen bleibt? cause it goes on and on and on … Noch dazu ein eher schlicht gestrickter? Saying AYO. Gotta let go! Ein Ohrwurm, der eigentlich so gar nichts mit dem restlichen Programm zu tun hat? I’m gonna take it all out. I’m gonna be the last one standing. Im Fall von Heather Peace kann man nur sagen: Aber hallo, na klar ist es das!

Die Britin – Schauspielerin, gefeierte Ikone der lesbischen Community und zunächst und vor allem großartige Musikerin – ist zum ersten Mal in Deutschland am Start. „Endlich“ möchte man noch dazusagen, denn sie rockt das Jubez von Anfang an: mit zarten, feinsinnig gestrickten Balladen sowie tiefgründigen Singer-Songwriter- und Pop-Nummern, die in reduzierter akustischer Duo-Besetzung vorgetragen werden.

Heather Peace in reduzierter Duo-Besetzung im Jubez Karlsruhe

Heather Peace 01 Jubez Karlsruhe 30.07.15 by Elisa Reznicek„Stripped“ ist sie unterwegs, wie es so schön doppeldeutig auf Englisch heißt. Pur, nackt, bis aufs musikalische Gerüst und die Künstlerseele entkleidet. Was ungefähr so weit von der stumpfen Oberflächlichkeit sommerlicher Charts entfernt ist wie Karlsruhe vom Mond, aber wesentlich mehr Mut bei der Performance erfordert. Trotzdem, oder vermutlich sogar gerade deshalb, verleibt sie sich auch Tao Cruz‘ „Dynamite“ ganz und gar ein, macht den Titel zu einer eigenen Nummer, in der auch eine gewisse (Selbst-)Ironie und viel Humor mitschwingt. „Solltet ihr den Song nicht kennen – ich habe ihn geschrieben“, scherzt sie. Schon klar: Musik mit Anspruch verkauft sich schwerer als schnell produzierte Eintagsfliegen zwischen Auto-Tune und Texten voller Baby-Baby-Love-Sex-Fun. Spaß dabei sie in all ihrer Geradlinigkeit zu interpretieren darf man trotzdem haben! Und Heather Peace gibt alles. 🙂

Funkelnde, kleine Kunstwerke voller Emotionen

Das Leben ist sonst schon verworren genug, wie ihre eigenen Songs immer wieder zu unterstreichen scheinen, darunter „House For Your Broken Heart“, „Sabotage“, „Little Bird“ und das sich wunderbar melancholisch im Walzertakt wiegende, der Welt entrückte „Fairytales“. Wenn Heather Peace mit dunkler Charakterstimme singt „I want you to see me as your princess“, hängt man ihr an den Lippen und öffnet dieser bezaubernden Frau das Herz. Ob das Märchen ein gutes Ende nimmt? Das bleibt zumindest im Song offen. Ihr Gastspiel in Karlsruhe hingegen hat ein Happy Ending: Das Publikum feiert Heather Peace frenetisch.

Für eine Zugabe zur Zugabe kommt sie trotzdem nicht zurück auf die Bühne, vermutlich aber schon nächstes Jahr für ein weiteres Gastspiel, wie die Spatzen von den Dächern pfeifen (apropos „Little Bird“). Dann in eine größere Location, aber hoffentlich weiter in einem ähnlich intimen Rahmen. Der fasst die Musikerin und ihre Songs nämlich ziemlich gut ein.

Hier kommt nicht der namensgebende Titel zum Artikel, sondern der erwähnte Song „Fairytales“ von Heather Peace:

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Die aktuelle CD von Heather Peace, „The Thin Line“, kann man übrigens bei Amazon kaufen oder im kleinen Plattenladen um die Ecke. Jeder, wie er mag!


Text, Fotos: Elisa Reznicek, lebelieberlauter.de 2015